Review< Zurück 01.05.2013

Village at the End of the World

Von Jasmin Edelbrunner

Ein Dorf umgeben von Eis, erreichbar nur durch einen Helikopter. Ein Ort der Extreme. Eine Dorfgemeinschaft zwischen Abwanderung und Erneuerung, zwischen Tradition und technischem Fortschritt. Ein Film über Zusammenhalt, große Träume aber auch Zukunftsängste.

Foto: http://villageattheendoftheworld.com

In ihrer ersten Dokumentation beschreibt die britische Regisseurin Sarah Gavron ein liebevolles Bild eines Inuitdorfes im Nordwesten Grönlands. Die Filmemacherin begleitete mit ihrer Crew ein Jahr lang die, scheinbar von der Außenwelt abgeschnittene, Gemeinschaft. Neben beeindruckenden Landschaftsaufnahmen sind es vor allem die Dorfbewohner, die dem Film ihren Ausdruck verleihen.

 "Niaqornat" hat 47 Einwohner und zumindest genauso viele Schlittenhunde. Der Dorfalltag ist geprägt von extremen Wetterverhältnissen. Im Winter ist es durchwegs dunkel und im Sommer geht die Sonne kaum unter. Die Schließung der ortsansässigen Fischfabrik und die geringen Jobchancen zwingen Familien in die nächst größeren Städte zu ziehen.

Die ungewissen Lebensumstände scheinen dem Zusammenhalt und dem Gemeinschaftsgefühl des Dorfes keinen Schaden zuzufügen. Gemeinsam wird der Frühlingsbeginn traditionell gefeiert und der Ertrag einer Jagd mit lauten Zurufen bejubelt.

 Der Film lebt von seinen Protagonisten. Lars, der einzige Teenager des Dorfes, träumt von der großen Stadt und romantischen Gefühlen. Die Dorfälteste Ane, leger gekleidet in Jeans und Sweater, beteiligt sich an allen Aktivitäten der Gemeinschaft und erzählt von Zeiten ohne Stromnetz und Internetverbindung. Für humorvolle Momente sorgt der Multijobber Ilanngauq, den es durch eine Onlinebekanntschaft nach Niaqornat verschlagen hat. Karl verkörpert die Tradition des Jagens und zeigt wie wichtig sie für die Versorgung des Dorfes ist.

 Das Dorf bleibt nicht von den Auswirkungen des Westens verschont. Durch den Klimawandel schmelzen die Eisplatten im Frühling immer langsamer und es dauert länger bis gejagt werden kann.

Internet, Smartphone und Notebook haben auch in Niaqornat ihren Einzug gehalten, obwohl dies von so manchem Touristen, der ab und an das Dorf besucht, gerne ausgeblendet wird. Das Wunschdenken nach einem  unberührten Fleckchen Erde, das unbeeinflusst von Industrie und Technik ganz in seinem Ursprung existiert, scheint zu groß um die reale Situation wahrnehmen zu können.

 Trotz schwieriger Lebensbedingungen und einer ungewissen Zukunft vermittelt uns der Film ein optimistisches Bild dieser Inuitgemeinschaft. Eine Dokumentation, die berührt, mitfühlen lässt und mit Sicherheit eine Anregung zum Nachdenken bietet. Mit Recht können wir Sarah Gavron zustimmen, wenn sie von einem "Feel-Good-Movie" spricht.

Am 5.Mai startet "Village at the End of the World" in den Londoner Kinos. Für all jene, die es nicht nach England schaffen, bleibt nur zu hoffen diese herzerwärmende Doku auch bald in den heimischen Kinos sehen zu können.

Trailer

Fazit

Meine Wertung:

 

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