Review< Zurück 19.02.2011

127 Stunden

Von Nick Gruber

Übermütiger Freeclimber bekommt eine Lektion in Sachen Leichtfertigkeit. Und alle dürfen zuschauen!

Eine wahre Geschichte. Der junge Freeclimber respektive 'Boulderer' Aron Ralston (James Franco) leidet wie alle Menschen (zumindest wenn man Regisseur Danny Boyle's Intro zum Film ernst nimmt) an schwerwiegender Leichtfertigkeit. Er rauscht per Mountainbike durch die Felslandschaft Utahs und versucht die Einschätzungen der Tourdauer im Reiseführer zu unterbieten. Was einen Menschen halt so antreibt...

Nach einem spannenden Aufeinandertreffen mit zwei College Girls die ebenfalls in den desolaten Canyons von Utah herumgurken, überspannt das fleischgewordene Hormon Aron seinen Glücksbogen, gerät unter einen massiven fallenden Felsbrock und bekommt seine Hand an die Wand geklemmt. Nur die Hand. Eigentlich ein Riesenmassel.

Stirnlampe, Kopfhörer, zwei Kameras und kein Handymast in Sicht

Genauso wie Aron Raston in der Felsspalte findet auch der Film mit einer Mindestmenge an Schnickschnack sein Auskommen. Die Location ändert sich kaum - nur gelegentliche Traumsequenzen verändern die Einfachheit des Settings. Die Spannung liegt in den Befreiungsversuchen (schafft er es, schafft er es nicht?) und im stetig kleiner werdenen Wasservorrat.

Die mehrteilige Message, obwohl eigentlich recht klar wenn mal gefunden, wirkt zuerst sehr subtil verpackt. Das ist vermutlich auch der Hauptgrund dafür, dass die sonst so klugscheiß-allergische Oscar Academy an diesem Film einen Narren gefressen hat. Slumdog Millionaire Macher Danny Boyle schafft einen Helmi für ausgewachsene Kinder - drei Sichheitstipps für den Red Bull Trinker von heute:

1. Besonnenheit bei der Bewegung im Gelände!  2. Geiz ist nicht Geil wenn es um die Überlebensausrüstung geht. 3. Glaubt ja nicht dass alle Helden unverwundbar sind!

Am erstaunlichsten finde ich jedoch, dass es nun möglich scheint mit profanem Fremdschmerz-Dilemma Voyeurismus à la Saw ein Oskarpublikum zu erreichen ('soll ich mein Bein nun schneiden, stechen oder brechen?'). Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle - die Reizschwelle ist erfolgreich angehoben!

Trailer

Auf einen Blick

  • Jahr: 2011
  • Länge: 94 min
  • Regie: Danny Boyle
  • Drehbuch: Danny Boyle, Simon Beaufoy
  • Darsteller: James Franco
  • Webseite

Fazit

Meine Wertung:

 

Der dreiste kleine Kinomo

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