Review< Zurück 09.11.2010

The American: Kein Händchen für Maschinen?

Von Teresa Losonc

Das passiert also wenn Fotografen Kinofilme drehen. Etwas verspätet liefern wir hier eine Kritik zu George Clooneys neuestem Streich, der Romanverfilmung 'The American' aus den Händ(ch)en von Anton Corbijn.

Wenn Anton Corbijn einen Kinofilm produziert, dann ist das ein Garant für wunderschöne Bilder und eine etwas andere Art des Films. Genau wie bei Tom Fords A Single Man beeindrucken eigentlich filmferne Geister mit großartigen Ansichten und bestechenden Einstellungen.

Schneebedeckte Felder, Wälder und eine romantische Holzhütte. Nackte Leiber, die sich im schwedischen Hinterland vergnügen. Das Pärchen spaziert durch den Schnee, bis eine Schießerei die Idylle platzen lässt. Jack (George Clooney) beschützt seine Freundin, erschießt die zwei Angreifer und tötet im Anschluss auch seine Begleiterin. Das Leben als Auftragskiller erlaubt keine Fehler, keine Zeugen, keine technische Gebrechen oder emotionale Zuwendung. Nach diesem Zwischenfall reist Jack nach Rom, um seinem Auftraggeber Pavel vom Vorfall zu berichten. Dieser verspricht Nachforschungen anzustellen und schickt Jack für unbestimmte Zeit in die Abruzzen, um auf Neuigkeiten zu warten und gleichzeitig auch einen Auftrag zu erledigen, den Bau einer Waffe für eine Klientin. Jack reist nach Castel del Monte, gibt sich dort als Fotograf aus, freundet sich entgegen seiner Erfahrungen mit Freundschaft und deren Folgen mit dem ortsansässigen Pater Benedetto (Paolo Bonacelli) an, der anscheinend großes Interesse an Jack hat. Die Prostituierte Clara (Violante Placido) lernt er im örtlichen Puff kennen und lieben. Jack nennt sich Edward, trifft die Klientin Mathilde (Thekla Reuten), baut die erwünschte Waffe und verlebt eine wunderschöne Zeit in diesem Bergdorf, das sich als trügerisches Idyll erweist. Schlussendlich wird Jack, der sich ein weiteres Leben mit Clara und einem anderen Job vorzustellen beginnt, von seiner Vergangenheit eingeholt.

In The American, der Buchverfilmung von Martin Booths A Very Private Gentleman aus dem Jahr 1990, erinnert an den Hauptdarsteller „Signor Farfalla“, den Schmetterlingsmaler, nur George Clooneys Tätowierung zwischen den Schulterblättern, ein Song aus Madame Butterfly aus dem Radio und das Schmetterlingsbuch, das er bei sich trägt. Clooney präsentiert seine Rolle als wortkargen, berechnenden und doch sensiblen Mann, der von sich behauptet „kein Händchen für Maschinen“ zu haben, lustlos Liegestütze macht, seinen stählernen Körper präsentiert und an einem Gewehr schraubt und feilt.

Erfahrung mit Filmen hat Anton Corbijn schon bei diversen Musikclips und seinem ersten Spielfilm Control, dem Biopic des Joy Division Sängers Ian Curtis aus dem Jahr 2007, gesammelt. Die rohe und pittoreske Berglandschaft der Abruzzen und die engen Gassen des Dorfes bergen für Corbijn großes Bildpotential. Auch der besondere Augenmerk auf Bildeinstellung und Kamerafahrten, die man dem fotografischen Blick Anton Corbijns zuschreiben kann, täuscht nicht darüber hinweg, dass die Handlung weder Höhen noch Tiefen besitzt. George Clooney spielt zwar einen wirklich harten, ruhigen und zielstrebigen Typen, überzeugt auch in wortkargen Szenen, schafft es aber weder den Zuschauer zu überzeugen noch dem Film die benötigten Ecken und Kanten zu geben.

Ein Detail am Rande: Herbert Grönemeyer, ein langjähriger Freund Corbijns, schrieb die Filmmusik.

Trailer

Auf einen Blick

  • Jahr: 2010
  • Länge: 103 min
  • Regie: Anton Corbijn
  • Drehbuch: Rowan Joffe (Roman: Martin Booth)
  • Darsteller: George Clooney, Violante Placido, Thekla Reuten, Paolo Bonacelli, Irina Björklund
  • Webseite

Fazit

Meine Wertung:

 

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