Feature-Mo< Zurück 19.12.2009

IM AUTO (Ein steirischer Episodenfilm) - Teil 2

Von Simon Lehrner

...Fortsetzung...

Episode 6 (Antonia Stabinger): Bei manchen der Episoden schien die Gefahr, dass das Auto der Handlung die Schau stehlen könnte. Diese Episode zeigt aber, was man sich mit einem wunderschönen, roten Cabrio alles einhandeln kann. Wo Andere in den Episoden zuvor noch wenig zimperlich mit ihren Karren umspringen, ist Opas Schatz schon auch mal auch eine Bürde. Denn wenn hier etwas schief geht, dann verfällt frau schnell mit Opis Auto in dessen veraltete Rollenbilder. Und es braucht manchmal schon einiges an Überwindung, um diese los zu lassen und, die eigenen Geschicke zu lenken. Episode Nummer sechs von „Im Auto“ schafft es – hervorragend mit Musik untermalt und unterstützt, einen Generationenkonflikt aufzuzeigen, verstaubte Ideen von (Un-)Abhängigkeit zu entlarven und präsentiert mit seinen beiden Handlungen (endlich wieder Super-8-Bilder!) mit wenig Dialog viel Geschichte(n).

Episode 7 (Cornelia Crombholz): Die ungewöhnlichste Episode aus „Im Auto“ ist sicher „Something about Hitchhiking“, die plötzlich den riesigen Landrover, den Motor der Geschichte, zum Objekt der Begierde eines Heist-Movie (einer Raubüberfall-Geschichte) macht. Ironisch wird hier das Genre mit der Geschichte einer betrogenen Liebhaberin und dessen Freundinnen mit ausgefallenem und -gefeiltem Racheplan im Schnellverfahren parodiert – inklusive Charaktervorstellungen im Standbild! Die siebente Episode fällt dank der ungewöhnlichen Form angenehm aus dem Rahmen und führt mit einem Lächeln Geschlechterbilder und Genre-Konzeptionen vor, ohne die Spannung durch eine nicht-chronologische Handlung – wie es sich für einen Heist-Movie gehört – aufzugeben. Das geniale Ende ist hier genau richtig! .

Episode 8 (Britta Lang): Mit der achten Episode gelingt Britta Isabell Lang, die „Im Auto“ auch produzierte, einer der Höhepunkte des gesamten Films. Kompromisslos in der Kameraführung und der Geschichte wird dem Zuschauer fesselnd die Menschenverachtung der ewiglächelnden „High Society“ vorgeführt. Wie festgeschnallt im Kinosessel und in der Perspektive bleibt nur zusehen. „Die Eintrittskarte“ besticht durch die beinahe hilflose Position, die den Zuschauern aufgedrängt wird, den Horror der Unsichtbaren (der Rückbank) und dem Kontrast zur arroganten Banalität aller Charaktere. Drastisch, mit Erinnerungen an „Irreversible“ im Kopf und einem Kloß im Hals lässt einen diese Episode zurück, aber nicht los. Gerade weil „Die Eintrittskarte“ von so streitbarer Heftigkeit geworden ist, ist sie gelungen!

Episode 9 (Florian Pochlatko): Schon Herbst? In schönen, kontrastreichen Bildern sind wir plötzlich im spätsommerlichen Wald angekommen. Aber nett ist es hier, eine beinah idyllische Rast am Straßenrand! Und plötzlich kommt alles, und stets anders als man noch im Moment vorher denkt. Die Überraschungen in der vorletzten Episode von „Im Auto“ sind gut vorbereitet und funktionieren. Kurz und in ausgesuchter Umgebung überzeugt diese Episode mit Wendungen und dem einprägsamen Gesicht von Franz Solar. Leider ist aber auch das Ende überraschend schnell da und lässt (nicht nur) genügend Stoff für einen längeren Film zurück.

Episode 10 (Matthias Zuder): Am Ende der motorisierten Hackordnung wartet der Lamborghini, am Ende der budgetären Hackordnung warten gestochen scharfe Bilder und eine beeindruckende, gut eingesetzte Überkopfaufnahme. Die letzte Episode überzeugt technisch auf ganzer Linie und zeigt, was sich ganz ohne (gehörten) Dialog machen lässt. Den anderen Geschichten und den Rahmenbedingungen von „Im Auto“ („nicht weiter als 1,5 m davon entfernen“) hinkt Episode Nummer aber leider hinterher, der Fokus liegt hier klar auf der visuellen Ebene. Doch würde wahrscheinlich statt des ÖBB-Euregio zum Schluss ein massiver Güterzug oder ICE sehr viel mächtiger erschienen.

Fazit: „Im Auto“ ist eine rundum gelungene Zusammenarbeit, die mit der Verschiedenheit seiner Episoden begeistert und durch die gemeinsame Thematik und die Übergänge ein großes Ganzes schafft, das mehr als die Summe seiner Teile ist. Es ist beeindruckend und überraschend, welche Geschichten hier im und um 's Auto erzählt werden und zeugt von der Kreativität aller Beteiligten, wie sie innerhalb der Regeln so unterschiedliche Filme schufen.

Meine Wertung:
4.00 Kinomos
 

Fazit

Meine Wertung:

 

Der dreiste kleine Kinomo

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