Review< Zurück 17.04.2009

Knowing: Nicolas Cage weiß etwas was du nicht wissen willst

Von Max Werschitz

Nicholas Cage hat stark nachgelassen. Vor zwei Jahren, im Film 'Next', konnte er noch selbst in die Zukunft sehen. In 'Knowing' braucht er dafür einen fünfzig Jahre alten Schmierzettel eines verrückten kleinen Mädchens. Aber keine Sorge: es wird dann trotzdem spannend.

I can see dead numbers

John Koestler (Nicolas Cage) ist nicht gerade ein Sonnenscheinchen. Abends sitzt er gerne bei dem einen oder andern Glaserl Whiskey im Halbdunklen und hört Beethovens 7. Symphonie. Tagsüber vermittelt der Astrophysik-Professor seinen Studis am Bostoner MIT gerne dass die Chaostheorie der Deterministik vorzuziehen ist und das Leben generell wenig bis keinen Sinn macht. Und man kann es ihm auch gar nicht übelnehmen: seine Frau ist vor einigen Jahren bei einem Hotelbrand tragisch ums Leben gekommen, seitdem ist er alleine mit seinem Sohn Caleb (Chandler Canterbury) und hadert halt ein bisserl mit dem Schicksal.

Frischerer Wind als ihm lieb ist kommt dann mit der Hebung eines fünfzigjährigen Schatzes in sein Leben: an der Schule seines Sohnes wurde im Jahr 1959 eine 'Zeitkapsel' vergraben die Zeichnungen der damaligen Kinder enthält - Zeichnungen darüber wie sie sich die Zukunft vorstellen. Und neben den zu erwartenden Raketen und Weltraummännchen ist da auch ein Zettel dabei der nur feinsäuberlich aufgereihte Zahlen enthält, und zwar eine ganze Menge davon. Schnell entdeckt Koestler dass diese nicht zufällig sind, sondern dass zumindest gut die Hälfte davon Datumsangaben und Opferzahlen der größeren weltweiten Katastrophen der letzten fünf Jahrzehnte darstellen. Zuerst zweifelt er noch ein wenig - schließlich ist er ein braver Wissenschaftler. Jedoch nur bis ihm zu einem auf dem Zettel vorhergesagten Datum ein Flugzeug vor den Latz knallt, die vorhergesagte Anzahl an Menschen dabei stirbt, und er per Auto-Navi herausfindet dass die restlichen Zahlen geografische Längen- und Breitenangaben der Unglücksfälle sind.

Und von da an geht's wirklich bergab. Ein weiterer prophezeiter Unfall bewahrheitet sich, und sein Sohn wird von flüsternden Stimmen und seltsamen Männern im Dunkeln heimgesucht - ähnlich Lucinda, jenem Mädchen das vor fünfzig Jahren die Zahlen zu Papier gebracht hatte. Koestler macht Lucindas (die schon vor einiger Zeit einsam und halbverrückt an einer Überdosis gestorben ist) inzwischen erwachsene Tochter Diana (Rose Byrne) ausfindig, deren Tochter Abby (Lara Robinson) wiederum ähnliche Zustände hat wie Caleb. Gemeinsam machen sie sich an die verzweifelte Arbeit sein Rätsel und ihre Familientragödie aufzuklären. Und die Zeit drängt, denn die letzten sich auf dem Zettel befindlichen Zahlen sind nur eine rasch herannahende Datumsangabe ohne exakten Ort, dafür mit dem Vermerk "EE" - "Everyone Else".

 

Ein Hurra für das Ende der Welt

Regisseur Alex Proyas ist mit diesem Film seiner augenscheinlichen Vorliebe für das Sci Fi- bzw Fantasy-Genre treu geblieben - immerhin stammen unter anderem die großartigen The Crow und Dark City sowie das durchaus passable I, Robot von ihm. Die Meinungen zu Knowing, wenn man das Internet danach durchforstet, sind in klassischer Weise gespalten. Die eine Gruppierung findet ihn durchgehend gut bis großartig, die andere Fraktion sieht die ersten drei Viertel des Films als passabel und das Ende als ruinös.

Was sich meiner Meinung nach jedenfalls nicht bestreiten lässt ist dass die Prämisse prickelnd einfallsreich konzipiert und der Großteil der Handlung professionell spannend umgesetzt ist. Zugegeben, es kommt wie es in jedem Thriller dieser Art kommen muss: sobald geklärt ist was es mit den mysteriösen Zahlen und Visionen und Flüstermenschen etc auf sich hat ist die Luft draussen, und man wartet eher zurückgelehnt auf das baldige Ende des Films. Dieses reitet jedoch, wie der gesamte Film davor, wenigstens mit (bitterdunklem) Stil auf seinen apokalyptischen Pferden heran.

Knowing hat einige Schwächen im Detail, und man kann ihm vieles vorwerfen, nur eines nicht: dass man am Ende nicht das bekommt was einem versprochen wurde. Die beinharte Konsequenz und den fatalistischen Grundtenor könnte sich so manch anderer Actionspektakelregisseur (ich sage nur: Deep Impact vs. Armageddon) als Vorbild nehmen; ich kann jedoch verstehen dass es im Kinopublikum nicht jederfrau und -manns sache ist. A propos Actionspektakel: sehenswert ist auf jeden Fall die 2minütige ohne Schnitt (!) und mit furios wackelnd-schwenkender "Ich bin dabei"-Handkamera gedrehte Sequenz des Flugzeugabsturzes und darauffolgenden Chaos (gibts natürlich schon gesondert auf YouTube zu bewundern).

Mein Fazit: ein Fest für all jene die nicht immer ein Sonnenscheinchen sind. Und mein Tipp: ein bisserl Science Fiction-Affinität sollt man halt schon mitbringen.

So, und jetzt gehe ich die Indiana Jones-Internetforen partycrashen in denen sich ignorante Besserwisserschnösel über das Ende von Kingdom of the Crystal Skull aufregen.

 

Meine Wertung:
3 Kinomos
 

 

Fazit

Meine Wertung:

 

Der dreiste kleine Kinomo

Bei uns müssen Cineasten nicht fasten! Hier erwartet euch Filmkritik wie man sie sonst nirgends lesen kann. Rede- und pressefrei liefern euch die kleinen Kinomos unregelmäßig aber unangepasst Reviews, Previews, Feature-Mos und ein dreistes Etwas zu einem ausgewählten kulturellen Spezialbock, der irgendwo auf der Welt geschossen wurde.

Impressum:
'Der dreiste kleine Kinomo' ist die non-profit Blogging-Plattform des Dreistil Filmverein (Graz, ZVR 262411928).