Review< Zurück 02.05.2012

Oslo, 31. August

Von Stephanie Neubauer

Mein persönliches Highlight beim Crossing Europe Filmfestival 2012 in Linz. Protagonist Anders verbringt einen Tag in Oslo, auf der Suche nach Zuwendung, Vergebung und Lebensfreude.

Anders (Anders Danielsen Lie) hat erfolgreich einen Drogenentzug hinter sich gebracht und soll in zwei Wochen ins reale Leben zurückkehren. Sein Betreuer hat daher für ihn ein Vorstellungsgespräch in Oslo arrangiert. Anders nutzt die Gelegenheit Freunde und Familie zu besuchen (um sich für sein Benehmen zu entschuldigen) und Beziehungen wieder aufflammen zu lassen.

Anders ist sehr betrübt über seine Zukunft, sobald die schützenden Wände der ländlichen Entzugsanstalt dem rauen Alltag weichen müssen. Er ist 34 und seines Erachtens zu alt um von Vorne zu beginnen. Seine intakte Familie und der treue Freundeskreis sind ihm da auch kein Trost. Doch die Gespräche mit seinen Freunden scheinen Wirkung zu zeigen, denn Anders verspürt allmählich wieder ein wenig Lebensfreude.

Der geplante Kurzbesuch wird zu einem übernächtlichen Aufenthalt, in dem Anders  an seinem alten Leben, inmitten unbekümmerter Menschen, Parties und Alkohol, erneut Gefallen findet.

Regisseur Joachim Trier erzählt eindrücklich die Gefühlswelt eines Drogenabhängigen der das schützende Nest verlassen muss und dadurch mit Ungewissheiten gequält wird. Enttäuschte Freunde und Familienangehörige sowie verpasste Chancen sind ihm ein Laster. Was ihm jedoch am meisten zu schaffen macht ist diese unbändige innere Leere die er mit nichts füllen kann. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und so macht sich Anders auf den Weg nach Vergebungen und Zuwendungen.

Der Film, ist eine Adaption des Romans Le feut follet, von Pierre Drieu La Rochelle aus dem Jahr 1931, der die Hoffnungslosigkeit von Menschen beschreibt.

Empfehlenswertes melancholisches Schauspiel das die Probleme der Mittdreißiger und die Schönheit von Oslo portraitiert.

Trailer