Review< Zurück 17.08.2011

Super 8: Altbewährtes, neu gemixt

Von Max Werschitz

Sommerferien in einer Zeit als die Teenies weder Heimcomputer noch Handys hatten: was gibt es Schöneres als mit der Clique einen Zombiefilm zu drehen. Doch als die fiktiven Monster unerwartet Konkurrenz von einem echten bekommen haben unsere kleine Helden plötzlich mit mehr als nur Handkamera und Hormonen zu kämpfen.

Ein beschauliches Städtchen im Ohio des Jahres 1979. Der 14jährige Joe (Joel Courtney) hat erst vor wenigen Monaten seine Mutter verloren, und sieht sich zunehmends mit einem Vater (Kyle Chandler) konfrontiert der weder den Verlust seiner Frau noch seine plötzliche Rolle als Alleinerzieher sonderlich gut verkraftet. Während der Polizist sich also lieber in seine Arbeit stürzt, ist Joes einzige Fluchtmöglichkeit das Filmprojekt seiner Clique, angeführt von Charles (Riley Griffiths): ein auf Super 8 gefilmter low-budget Zombiestreifen für ein bald stattfindendes Filmfestival. Während die Jungs mit Feuereifer hobbycineastische Höchstleistungen an den Tag legen ("Production value! We need production value!") wird für Joe jedoch bald Alice (Elle Fanning), das einzige Mädchen in der Truppe, der Hauptgrund für seine Mitarbeit. Dumm nur dass auch Charles auf sie steht, und sie ausserdem ausgerechnet die Tochter von Louis Dainard (Ron Eldard) ist, jenem Mann den Joes Vater indirekt für den Unfalltod seiner Frau verantwortlich macht.

Eines Nachts werden diese Probleme jedoch durch ein spektakuläres Ereignis in den Schatten gestellt: ein Güterzug entgleist, und die gerade am Bahnhof mit Dreharbeiten beschäftigte Junior-Filmcrew entkommt nur knapp mit dem Leben. Joe wird ausserdem Zeuge wie sich irgend etwas mit ungeheurer Kraft aus einem der Waggons zu befreien versucht, und nimmt einen seltsamen metallenen Würfel, von denen unzählige beim Zugwrack herumliegen, mit nach Hause.

Von da an ist in der Kleinstadt nichts mehr wie es war. Das Militär riegelt die Unfallstelle ab und beginnt ohne Einbindung der Polizei ihre Untersuchungen; die Elektrizitätsversorgung und elektronische Geräte spielen immer wieder verrückt, diverse Maschinen werden gestohlen, Tiere verschwinden – und schließlich auch Menschen. Und während Joe, Alice und die anderen versuchen ihren Film fertigzustellen werden sie immer tiefer in den Strudel der mysteriösen Ereignisse gezogen.

E.T.s Wunderbare Jahre in Cloverfield

Super 8Super 8 beantwortet die Frage was herauskäme wenn E.T. (Spielberg, 1982) mit dem Monster aus Cloverfield (Abrams, 2008) ein Techtelmechtel hätte – und ist somit das durchaus logische Ergebnis der erstmaligen Zusammenarbeit von Kinolegende Steven Spielberg und dem aktuellen shooting star der Mystery- & Sci Fi-Szene, J.J. Abrams. Die grundlegende Story wurde von den beiden gemeinsam entwickelt, Abrams schrieb in Folge das Drehbuch und führte Regie, während Spielberg als Co-Produzent fungierte.

Das Ergebnis hüllt sich in noch mehr genrebiegende Selbstsicherheit als es damals die Geschichte rund um den Leuchtefinger-Außerirdischen und das kleine Mädchen tat: Super 8 ist ein klassisches und gefühlvoll inszeniertes Teeniedrama, eingebettet in die paranormale Welt eines modernen Science Fiction Thrillers. Das Ganze noch überzogen mit einer Extraschicht Nostalgie: einerseits ist da ständig dieses romantisierte Retrofeeling das an die TV-Serie Wunderbare Jahre erinnert, gepaart mit einer entsprechend angenehm altmodischen Erzählweise (man muss die Zuseher nicht alle paar Minuten mit stroboskopisch geschnittenen Special Effects zukleistern, gell, Michael Bay); andererseits scheint auf einer Meta-Ebene alles eine ganz persönliche Hommage Abrams' an die Werke seines Helden Spielberg zu sein.

Das Ende ist dann eher antiklimaktisch, aber durchaus zufriedenstellend, und scheint als Paten Der Gigant aus dem All und typische Elemente einer Episode aus Star Trek gehabt zu haben. Packenden Augenschmaus gibt es zusätzlich zur emotionalen Intensität auf alle Fälle, wenn etwa die Armeepanzer rücksichtslos die Vorortidylle der Kinder durchpflügen – da braucht's dann gar keine Außerirdischeninvasion mehr. Seltsam fand ich hingegen die ganz und gar nicht subtil versteckte Anti-Drogen-Botschaft, personifiziert durch einen notgeilen Hippienerd: Kinder, tut's nicht kiffen, sonst schlaft's ihr ein und verpasst die ganze Action.

Trailer