Review< Zurück 14.06.2011

Biutiful: Javier Bardem macht sogar in Windeln eine gute Figur

Von Teresa Losonc

Alejandro González Iñárritu zeigt Barcelonas Schattenseiten und lässt Javier Bardem und das Kinopublikum gleich mitleiden. Nach Amores Perros (2000), 21 Gramm (2003) und Babel (2006) das neue Drama des mexikanischen Filmregisseurs.

Die 63. Internationalen Filmfestspiele von Cannes würdigten Javier Bardem als besten Schauspieler und auch Oscar-Nominierungen für den besten fremdsprachigen Film und besten Darsteller blieben nicht aus.

Uxbal (Javier Bardem) ist alleinerziehender Vater, Kleinkrimineller und Medium – und verdient mit allerlei zwielichtigen Geschäften sein täglich Brot. Er verleiht illegale chinesische Arbeiter an diverse Firmen und versorgt seine – ebenfalls illegalen – afrikanischen Straßenverkäufer mit Handtaschen und gebrannten DVDs. Seine „Fähigkeit“ mit den Toten zu reden bringt ihm zusätzlich ein paar Scheine zum Lebensunterhalt ein. Ana (Hanaa Bouchaib) und Mateo (Guillermo Estrella), der Nachwuchs, werden so gut es geht umsorgt. Auch Uxbals Ex-Frau Marambra (Maricel Alvarez) macht ihm das Leben nicht leichter. Sie ist manisch-depressiv und schafft es nicht ihr Leben und ihren Sexualtrieb in den Griff zu kriegen, geschweige denn ihren Pflichten als Erziehungsberechtigte nachzugehen. Das an sich schon nicht einfache Leben von Uxbal verschlechtert sich noch als ihm Prostatakrebs im Endstadium diagnostiziert wird. Da es keine Aussicht auf Rettung gibt, setzt Uxbal alles daran, seinen Kindern nach seinem Ableben ein halbwegs gutes Leben zu ermöglichen. Dabei scheint er seine menschliche Seite neu zu entdecken und versucht Gutes zu tun um sein Gewissen zu erleichtern. Als Ergebnis dieser guten Taten geschieht ein schrecklicher Unfall für den er sich schuldig fühlt.

Dem Gauner mit dem griechisch anmutenden Profil bleibt unter der Regie von Alejandro Gonzalez Inarritu nichts erspart. Seien es Probleme mit der Familie, Konflikte mit dem Gesetz, eine fehlende Vaterfigur, Krankheit, Schmerz und Liebe genauso wie gesellschaftspolitische Themen wie illegale Einwanderer oder Esoterik – Inarritu schafft es, seiner Figur alles aufzubürden. Uxbal gelingt nichts, passiert aber alles. Dabei handelt er fast vollständig uneigennützig, strebt nach Erlösung und kämpft mit der Angst vor dem Tod.

Javier Bardem brilliert in dieser One-Man-Show. Sein eingesunkener Gang, seine fahrigen Bewegungen und seine Mimik fesseln. Jener Uxbal der mit seinen Kindern am Tisch sitzt, die Fassung verliert und seinen kleinen Sohn anschreit, ist ebenso glaubwürdig, wie der Liebevolle, der sich für seine Familie aufopfert. Störend oder überflüssig sind nur die an The Ring erinnernden Toten, die sich an die Decken krallen.

Das sonst so schrille und bunte Barcelona zeigt sich bei Inarritu trist, duster und grau. Verwirrend sind auch die falschen Spiegelungen, die dem Zuseher untergejubelt werden; der falsche Schatten der Gabel, die irritierenden Bewegungen im Spiegel. 142 Minuten, die es in sich haben und sehr stille Kinobesucher in die Nacht entlassen.

Trailer

Auf einen Blick

  • Jahr: 2010
  • Länge: 148 min
  • Regie: Alejandro González Iñárritu
  • Drehbuch: Alejandro González Iñárritu, Armando Bo, Nicolás Giacobone
  • Darsteller: Javier Bardem, Maricel Álvarez, Hanaa Bouchaib, Guillermo Estrella, Diaryatou Daff, Cheng Tai Shen
  • Webseite

Fazit

Meine Wertung:

 

Der dreiste kleine Kinomo

Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!