Review< Zurück 19.04.2011

Paul: ohne Bauchfleck in die unendlichen Weiten

Von Max Werschitz

Hurra, es ist wieder da: das Duo Simon Pegg und Nick Frost, das uns unter anderem mit 'Shaun of the Dead' die beste Zombie-Komödie (wenn nicht sogar den besten Zombie-Film) aller Zeiten, und mit 'Hot Fuzz' ein beinahe ebenbürtiges Zweitlingswerk beschert hat. Für ihren dritten gemeinsamen Kinofilm geht's erstmals von der alten in die neue Welt, und ein ruppiges Alien öffnet ihnen die Tür zu wahrhaft unendlichen Weiten.

Zuerst auf die Comic Con in San Diego, dann mit dem Camper die vermeintlichen UFO-Hotspots des amerikanischen Südwestens abklappern: für zwei britische Freunde geht endlich der Nerd-Urlaubstraum in Erfüllung. Graeme (Simon Pegg) ist Comiczeichner, Clive (Nick Frost) Sci-Fi-Autor, und das sogar mit einem Nebulon Award in der Tasche, der jedoch schon gute 15 Jahre zurückliegt und inzwischen gähnender Ideenlosigkeit Platz gemacht hat. Auf einem einsamen nächtlichen Highway fällt dem platonischen Traumpaar jedoch die ultimative Inspiration in den Schoß, und Graeme erst Mal spontan in Ohnmacht: ein waschechter Außerirdischer (namens Paul, gesprochen von Seth Rogen) steht vor ihnen, frisch aus der Area 51 entkommen und auf dem Fluchtweg zum vorbestellten Mutterschiff. Nach einigem Zögern beschließen Clive und Graeme ihm zu helfen, und erhalten bald unerwartete Verstärkung in Form von Ruth (Kristen Wiig), einer Hardcore-Christin der Paul im wahrsten Sinne des Wortes die, äh, das Auge öffnet. Die Verfolger lassen nicht lange auf sich warten: der scheinbar skrupellose Agent Lorenzo Zoil (Jason Bateman) samt Handlangern (u.a. Bill Hader) ist Paul auf den Fersen, Ruths tyrannischer Vater wirft sich ebenfalls zornesrot in den Pick-up Truck, und zwei Hillbillies deren Auto sie angefahren hatten kommen Graeme und Clive auch immer zu den unpassendsten Momenten in die Quere. Da hilft es auch nur bedingt dass das sympathisch unflätige Alien per Luftanhalten unsichtbar werden kann.

Mit Staraufgebot zu den Sternen

Kristen Wiig ein- und blauäugigMit Paul haben Pegg und Frost den gemeinsamen Sprung über den großen Teich gewagt, und sind damit auch unweigerlich in den unendlichen Weiten des Comedy-Mainstreams gelandet. Viele der herrlich verschrobenen britischen Qualitäten die Shaun of the Dead und Hot Fuzz ausgemacht haben sind dadurch natürlich baden gegangen – dennoch ist der Film gottseidank kein Bauchfleck geworden. Dazu trägt unter anderem die (präventiv?) hervorragend gewählte Besetzung der Nebencharaktere bei, darunter zwei Arrested Development-Veteranen (der schon erwähnte Jason Bateman, dazu Jeffrey Tambor als grantiger Comic Con-Star Adam Shadowchild), zwei bekannte Gesichter aus Saturday Night Live und co (Wiig, Hader), die großartige Jane Lynch, und der immer wieder amüsante The Office-Saubattl David Koechner. Dazu Steven Spielberg himself am Telefon, und am Ende sogar noch ein Überraschungsauftritt von Sigourney Weaver – was will man mehr. Und was vielleicht am überraschendsten ist: obwohl er komplett im Computer erzeugt wurde (da läuten zumindest bei mir immer gleich die Alarmglocken, *hust* Jar Jar Binks *hust*) funktioniert die Figur Paul hervorragend und fügt sich nahtlos in das Biotop seiner menschlichen Mitdarsteller ein. Seth Rogen verleiht dabei der Rolle des durchaus sympathischen, manchmal etwas ruppigen, aber im Endeffekt einfach pragmatischen Aliens bravourös die passende Stimme.

Zugegeben, es mangelt etwas an den wirklich großen Ideen, und potentiell legendäre Szenen ("Take car, go to mum's, kill Phil, grab Liz, go to the Winchester, have a nice cold pint, and wait for all this to blow over") sucht man vergeblich, doch es gibt genügend gute Witze und liebenswerte Momente um das Ganze auch fürs Kinopublikum zu einem vergnüglichen road trip zu machen. Dazu sind es hauptsächlich die unzähligen Anspielungen auf diverse Sci Fi-Klassiker die Paul zu einem wahren Fest für Nerds machen, als Graeme und Clive zum Beispiel den legendären Zweikampf zwischen Kirk und dem Gorn nachspielen, oder sie in eine scheinbar stinknormale amerikanische Trucker-Bar kommen und dort die Band quietschvergnügt die Cantina-Musik aus Star Wars zum Besten gibt.

Fazit: Für den nächsten Pegg/Frost erhoffe ich mir zwar wieder eine Rückkehr auf britischen Heimathumorboden, der paulsche Ausflug zum großen Bruder kann jedoch als solider Erfolg verbucht werden.

Trailer

Auf einen Blick

  • Jahr: 2011
  • Länge: 104 min
  • Regie: Greg Mottola
  • Drehbuch: Simon Pegg, Nick Frost
  • Darsteller: Simon Pegg, Nick Frost, Kristen Wiig, Jason Bateman, Bill Hader, Jane Lynch, David Koechner, Sigourney Weaver
  • Webseite

Fazit

Meine Wertung:

 

Der dreiste kleine Kinomo

Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!