Review< Zurück 02.05.2010

Un Prophète

Von Nick Gruber

Das Gefängnis als Schmelztiegel der Ethnien. Wer sich das richtige Team sucht und die Zähne zusammenbeissen kann, wird es weit bringen - oder früh sterben.

Der neunzehnjährige Audriard (Tahar Rahim) kommt in ein französisches Gefängnis. Unschuldig oder nicht – das tut nichts mehr zur Sache. Er ist kaum mehr als ein Kind, aber er muss früh erkennen, dass der Knast in Wahrheit immer von jenem Machtmenschen geführt wird, der die meisten Leute kontrolliert.

Das ist zu Beginn der Korse César Luciano (Niels Arestrup). Er hat Verbindungen nach draußen, die Wachmannschaft tanzt wenn er pfeift und Bodyguards verhindern, dass sich etwas an diesem Zustand ändert. Als Arab-Grünschnabel ohne Freunde ist Audriard blöderweise eine wandelnde Einladung für den Missbrauch. Getarnt als Lustknabe, soll er einen paranoiden Arab-Boss die Halsschlagader durchtrennen – ein Erfolg würde ihm Respekt und bessere Haftbedingungen einbringen. Schließlich hat solche Blutarbeit einen gewissen Marktwert im Knast.

Egal wie du ins Gefängnis reingekommen bist.
Du gehst verändert raus.

Das Gefängnis entpuppt sich als Mikrokosmos für das zwischenmenschliche Nebeneinander der vielen Volksgruppen in Frankreich, als Leistungskurs im Abstumpfen. Die einzelnen Banden schüren eine stille Rivalität um die Macht im Hasenbau. Und dazwischen die Neulinge. Was nicht passt, wird passend gemacht.

Jede Subgeschichte wird gekonnt mit dem großen Ganzen verflochten und vermittelt ein beklemmendes Bild davon was in diesen vergessenen Zuchthäusern passiert – stets nachvollziehbar und nie unrealistisch.

Fazit: Wieder einmal  muss man einem französichen Regisseur (Jacques Audiard) für einen Film danken, den wohl die meisten gut gelungen finden werden, aber wohl die wenigsten ein zweites mal ansehen.

Trailer