Review< Zurück 11.08.2009

The Hurt Locker - Tödliches Kommando

Von Nick Gruber

Wer hat den gefährlichsten Beruf der Welt? Man kann es nicht mit Sicherheit sagen. Doch die Bomb-Squads im Irak stehen in dieser Liste sicher ganz weit oben.

Bomben im Irak. Ein seit 6 Jahren aktuelles Thema wurde auch diese Woche wieder aufgefrischt. 40 Menschen kamen bei einer Reihe von Anschlägen in Baghdad und im Norden des Landes ums Leben - die Hoffnungen, der Irak hätte sich nachhaltig befrieden lassen, verlaufen damit erneut im Ölsand. Zwischen dem Frieden und solchen Horrormeldungen stehen jene Männer und Frauen, die in den Bomb-Squads dienen. Bis zu 15 mal pro Tag rücken diese Einheiten aus, um Hinweisen auf sogenannte IEDs (Improvised Explosive Devices) nachzugehen, diese zu entschärfen, oder sicher detonieren zu lassen.

The Hurt Locker (dt. Titel: Tödliches Kommando) beschreibt den Alltag einer dieser Einheiten. Nachdem der Trupp seinen äußerst regelkonformen Teamleader verloren hat, folgt mit Staff Sergeant William James (Jeremy Renner) ein Afghanistan-erprobter Ersatzmann, der dem Team durch seine Cpt. Kirk-esque Dreistigkeit einiges an Nerven kostet. Er ist ein Redneck, ein Adrenalin-Junkie, der die Verantwortung für das Leben seiner Männer trägt und droht, alle leichtsinnig mit ins Verderben zu ziehen. Nur den Mut kann man ihm nicht absprechen.

Die für ihr Macho-Faible bekannte Regisseurin Kathryn Bigelow (Tödliche Brandung, K-19: The Widowmaker, Strange Days) bringt im August also einen der ersten Kriegsfilme über den Irak in die Kinos. Und die Stimmen der Kritiker überschlagen sich förmlich in ihren Lobgesängen.

Dabei fällt der Film weder durch besondere Kameraführung, oder einem ausgefeilten Drehbuch, noch wegen grandioser Schauspieler auf. Wie die Regisseurin bei einem Interview kürzlich von sich gab, bedarf es nicht viel künstlicher Dramatik, um den Alltag dieser Leute für den Film aufzupeppen. Der Job ist von sich aus alleine bereits eine nervenzerreissende Angelegenheit. Und der Film transportiert diese Spannung auch hervorragend auf die Leinwand.

Was man jedoch nicht erwarten darf, ist eine kritische, die Moral hinterfragende Herangehensweise, wie man sie vielleicht von Oliver Stone in Platoon gesehen hat. Wie in praktisch jedem anderem Kriegsfilm auch, beschreibt The Hurt Locker die emotionale Extremsituation, in der sich die Männer befinden. In erster Linie wird über die enorme Tragweite der Alltagsentscheidungen und über das verkrüppelte Privatleben der Soldaten sinniert. Der eine hat Kind und Kegel und kann es nach einer "Tour" trotzdem nicht erwarten wieder in den Einsatz zu kommen. Der andere hat keine Kinder, dafür Angst vor dem Tod und wünscht sich einen Sohn. Über Sinn und Unsinn des ganzen Krieges wird jedoch kein Wort verloren. Auch die Lüge die dem Ganzen zu Grunde liegt wird nicht einmal erwähnt. Was wird noch gezeigt? Mit Freundlichkeit kommt man in dem Land nicht weit. Freundliche Leute werden in die Luft gesprengt!

Denn die Krux im Irakkrieg ist das Kommunikationsproblem. Soldaten gehen von Haus zu Haus, sagen ihr "Salam Alkeikum" und reden dann Englisch weiter. Funktioniert im Film. In der Wirklichkeit wird dadurch nur ein Vorurteil gefestigt. Wie sagte einst der Sprachwissenschaftlcher? Wer drei Sprachen spricht ist trilingual, wer zwei Sprachen spricht ist bilingual und wer eine Sprache spricht ist US-Amerikaner. Und ob Bomben im Boden vergraben sind oder vom Himmel fallen ist einem toten Zivilisten auch ziemlich egal.

Wa Aleikum al Salam, dann!

Meine Wertung:
3.5 Kinomos