Review< Zurück 05.08.2009

Tapas

Von Lena Wiesbauer

Wenn im Sommer Urlaub fehlt
und die Sommerhitze quält
Schau einen Film, wenn's geht einen guten
und reise halt so - diesmal für 94 Minuten …

In Barcelona ist es heiß.

Conchi – eine kleine, alte Dame – begibt sich gern auf heißes Pflaster. Sie schlägt eine Autoscheibe ein, um einen grauen, zotteligen Straßenköter zu befreien oder dealt zur Aufbesserung ihrer bescheidenen Pension mit Drogen. Wo? In der „Bar Lolo“.

Diese Hitze!

Mariano – Conchis Ehemann – liegt im Sterben. Nein, eigentlich liegt er nicht. Er sitzt, raucht, steht, geht und gießt Blumen im Sterben. Die Befunde verheißen, dass er nur noch zwei Monate zu leben hat. Maximal. Außer er tritt früher ab, auf seine Weise, nachdem er all das genossen hat, was ihm die Ärzte in seinem Alter und Zustand verboten haben.

Diese Hitze!

Raquel – die Frau vom Gemüseladen – sehnt sich nach einer heißen Affäre. Seit zwei Jahren ist sie Single. Zwar führt sie eine „feste“ Beziehung mit einem Argentinier übers Internet, aber so ganz befriedigen dürfte sie dies nicht. Doch vielleicht befriedigt sie César, der junge Mann, der ihren alten Videorekorder repariert? Gemüsefrau und junges Gemüse – ob das wohl gut geht?

Césars bester Freund heißt Opo. Die beiden arbeiten im Supermarkt und sinnieren zwischen Tiefkühlerbsen, Toastbroten, Bierflaschen und Obst über die wirklich wichtigen Dinge im Leben: Frauen. Opo möchte einmal wie Bruce Lee sein und am Ende des Films erfährt er endlich, wie der große Meister gestorben ist. Wo? In der „ Bar Lolo“.

Diese Hitze!

Das Tapas-Lokal „Bar Lolo“ wird von Manolo, einem hitzköpfigen, grantigen und blutsaugenden Mann geführt. Seine Frau Rosalia lässt sich nicht mehr länger unterdrücken und geht. Doch wie soll Manolo den Laden ohne sie schmeißen? Seine Stammprostituierte (die ihm jedes Mal, wenn sie ihm ihre Dienste erweist, das gesamte Fußballteam „La Coruna“ aufzählen muss) rät ihm, seine Frau zu suchen. Doch dazu ist Manolo zu stolz. Er stellt den Koch Mao ein. Mao ist Chinese, ein fantastischer Koch à la Jackie Chan und muss von nun an auf den Namen Rosalia hören. Seine Kochkampfkünste garniert mit Zen-Genauigkeit und abgeschmeckt mit fernöstlicher Weisheit, übertreffen alle Erwartungen. Vielleicht sollte Manolo ja doch seine Rosalia suchen? Wo? Nicht in der „Bar Lolo“ …

Nach diesem Film hast du weder kapiert, worum es im Leben wirklich geht, noch diskutierst du stundenlang mit anderen über die „Message“, noch ärgerst du dich, weil du 94 Minuten (vielleicht 107 Minuten mit Filmvorschau und Werbung) deines Daseins geopfert hast. Nach diesem Film gehst du aus dem Kino, schmunzelst möglicherweise noch über ein paar der liebevoll und zynisch erzählten Geschichten und genießt eine lauen Sommerabend in Woduauchimmerbist, wo es hoffentlich nicht zu heiß und drückend ist.

Meine Wertung:
4 Kinomos