Review< Zurück 22.07.2009

Illuminati

Von Christa Binder

Am 15. Mai 2009 kam mit "Illuminati" ("Angels and Demons") ein weiterer Dan Brown Verkaufsschlager in die österreichischen Kinos und versprach von Anfang an ähnlich kontrovers zu werden und die Gemüter zu spalten wie schon sein Vorgänger "Sakrileg" ("The DaVinci Code").

Einfache Blockbuster-Unterhaltung – Geld stinkt eben nicht…

Über 750 Millionen Dollar spielte der Blockbuster Sakrileg (The DaVinci Code) 2006 an den Kinokassen ein und auch wenn er zum größten Teil von Kritikern verrissen wurde, war klar, eine Fortsetzung folgt, Geld stinkt eben nicht…

Am 15. Mai 2009 kam mit Illuminati (Angels and Demons) ein weiterer Dan Brown Verkaufsschlager in die österreichischen Kinos und versprach von Anfang an ähnlich kontrovers zu werden und die Gemüter zu spalten wie schon sein Vorgänger, seien es nun unterschiedlichste Reaktionen seitens der Fans des Erfolgsautoren sowie die ablehnende Haltung der Katholischen Kirche, die weder im Film noch im Buch gut weg kam. Doch so ein „kleiner Eklat“ mit der heiligen Obrigkeit schadet sicherlich nicht, um erstmal einen Ruf zu bekommen (egal welchen), und die eigene Marketingmaschinerie anzutreiben. Die Zutaten des Erfolgsrezepts blieben nahezu ident: Ein Dan Brown Weltbestseller, ein paar global bekannte Kulturschätze und Mystik und Skurrilität in Zusammenhang etwaiger Verschwörungstheorien im Bereich der Katholischen Kirche. Und die Zahlen geben den Machern recht: Es existiert ein überaus großes Publikum für diese Mischung aus Mystizismus, Actionelementen und die Welt historischer Geheimnisse.

Tom Hanks erneut auf Mythenschnitzeljagd

Diesmal wird der renommierte Symbologe und Harvard-Professor Robert Langdon (Tom Hanks) nach Rom gerufen, da aus dem Schweizer Forschungsinstitut CERN hochexplosive Antimaterie entwendet wurde, die nun im Vatikan zu explodieren droht. Spuren deuten darauf hin, dass der jahrhundertealte Geheimbund der Illuminati, ein Erzfeind der Katholischen Kirche, dahintersteckt. Vier Kardinäle wurden entführt und sollen zu jeder vollen Stunde öffentlich und spektakulär hingerechtet werden, und das gerade zum Zeitpunkt des Konklaves. Zusammen mit der Physikerin Vittoria Vetra (Ayelet Zurer) begibt sich Langdon auf einen Wettlauf mit der Zeit quer durch die ewige Stadt, um Stunde für Stunde den Mord an einem Kardinal zu verhindern und den dort versteckten Hinweis auf den nächsten Tatort zu entschlüsseln, während das Schicksal Roms und der Katholischen Kirche auf dem Spiel steht.

In Illuminati geht es in erster Linie um die Beziehung zwischen Glauben und Wissenschaft, von denen Dan Brown sowie Aktiva Goldsman (Drehbuch) und Ron Howard (Regie) sichtlich meinen, beide könnten und sollten in Frieden miteinander existieren.

Wenngleich Illuminati eigentlich auf dem ersten Lengdon-Buch des Erfolgsautors Dan Brown basiert, baut der Film der Einfachheit halber auf den Erzählmotiven des Sakrilegs auf und schildert dessen Fortsetzung. Das Drehbuch ist geradlinig und interpretiert die Romanvorlage recht frei, so wurden Teile des Plots wie auch das Ende zugunsten des Filmes umgeschrieben, einige Nebenstränge weggelassen, Schauplätze verändert und Rollen - vor allem die der Randfiguren - modifiziert. Trotzdem werden geschichtlich nicht bewiesene Fakten und Erfindungen dreist als Tatsachen dargestellt und es bleibt zu hoffen, dass das Publikum den Film als Fiktion und nicht als Dokumentation wahrnimmt.

Obwohl der 140 Minuten lange Film aufgrund seiner enormen Rasanz während der andauernden Verfolgung nie wirklich langweilig wird und von Digitaltricks lebt, fehlt es ihm trotz allem an Bildgewalt, was vermutlich daran liegt, dass die Kulissen zum größten Teil am Computer entstanden oder im Studio nachgebaut wurden. Grund dafür war wohl das Drehverbot im Vatikan, der seit der Veröffentlichung von Dan Browns Sakrileg etwas - sagen wir - sensibel auf den Namen des Schriftstellers reagiert.

Die Darsteller passen ganz gut in die von Dan Brown geschriebenen Rollen, auch wenn bis auf den Camerlengo Carlo Ventresca (Ewan McGregor) und Kardinal Straus (Armin Mueller-Stahl) jegliche charakterliche Tiefe vermisst wird. Da die Hollywood-Mainsteam typische Liebesstory zwischen Langdon und seiner Partnerin Vittoria Vetra (Ayelet Zurer) zum Glück ausgespart wurde, hat die Protagonistin im Film nach der Eröffnung jedoch kaum eine andere Existenzberechtigung als die des attraktiven Anhängsels.

Besonders Langdon (Tom Hanks) erscheint ausgesprochen kühl und unmotiviert und präsentiert sich vor allem als trockener Wissenschafter. Fast schon störend wirkt außerdem seine deutsche Synchronstimme, bei der es sich zwar um Hanks’ Stammsprecher, Arne Elsholtz, handelt, der allerdings krankheitsbedingt leider so klingt, als würden die Dritten nicht so recht sitzen. Insofern passt die Stimme beinahe schon wieder zu der Figur des Helden als Jäger des verlorenen Schatzes, die als später Indiana Jones Verschnitt ein Hauch tragischer Schicksalsergebenheit umweht. So scheint Tom Hanks nun in Serie zu gehen und Harrison Fords Nachfolge als familiengerechter Actionheld auf Mythenschnitzeljagd anzutreten.

Fortsetzung folgt...

Dan Brown verkündete, dass er seinen dritten Trivialthriller um den Historiker Robert Langdon, The Lost Symbol, fertiggestellt habe, der im Herbst in die Buchläden kommen soll. Anzunehmen, dass auch dieser verfilmt wird, Geld stinkt eben nicht, wir dürfen gespannt sein - oder auch nicht. Sollte die Kirchenmaterie abgearbeitet sein, gibt es ja auch noch ein drittes Buchexemplar (zwischen den beiden anderen Weltbestsellern entstanden), Meteor, dessen Leinwandversion noch auf sich warten lässt.

Alles in allem muss man nebst jeglicher Kritik anmerken, dass Illuminati dennoch eine einfache Blockbuster-Unterhaltung bietet, mit der man sich leicht einen Sonntag-Abend vertreiben kann, sollte man den an diesem Tag laufenden Tatort oder Columbo schon kennen.

 

Meine Wertung:
2 Kinomos