Feature-Mo< Zurück 22.12.2009

Zwischen Kunst und Kommerz

Von Nick Gruber

Interview mit Gernot Saiko, einem erfahrenen Aufnahmeleiter und Werbefilmer.
Er spricht über Lage und Leiden des österreichischen Films und über Chancen im Bezug auf die neuen Medien.
Außerdem gehen wird der Frage auf den Grund, ob Sprachbarrieren eine Vermarktung österreichischer Kultur im Ausland auf ewig unmöglich machen wird oder nicht.

Wie steht es deiner Meinung nach um den österreichischen Film?

Die Zahlen der Zuseher, also der Menschen die audiovisuelle Dinge anschauen, nimmt eindeutig zu. Und so viele Leute wie im Moment ins Kino gehen, das war schon lang nicht mehr der Fall. Was aber der Fall ist, ist das immer weniger Österrichische Filme angeschaut werden. Hat für mich zwei Gründe. Erstens die Geschichten selbst - es wird wenig Mainstream produziert. Und zweitens liegt es an der fehlenden Vermarktung. In Hollywood wird durch die prozentuelle Teilung der Budgets von an Anfang an die Bewerbung des Films groß mit eingeplant - ganz gleich welche Qualität der Film schließlich hat. In Österreich funktioniert die Bewerbung bei einigen hervorstechenden Projekten. jüngstes Beispiel Der Knochenmann. Beim Großteil fehlt hier aber das Budget, oder die Risikobereitschaft.

"Wenn ich auf YouTube 'guter film' eingebe, wird nichts rauskommen." 

Thema Neue Medien. Wie siehst du den Einfluss des Internets auf das Sehverhalten der Menschen. Die Verfügbarkeit scheint ein immer kleineres Problem zu werden. Die Schwierigkeiten liegen im Mechanismus der Programmgestaltung oder?

So ist es. Wenn ich bei YouTube "guter film" eingebe, wird nichts rauskommen. Ich lese sehr gerne auf Online-Medien die Postings und Kommentare durch - und dort werden viele YouTube Videos gepostet. Die Verbreitung klappt also ebenfalls selektiv. Der Standard brachte beispielsweise vor einiger Zeit eine Selektion der zehn besten Videos aus der Sicht des Redakteurs. Und von diesen 10 Filmen waren einer gut und alle anderen waren supergut. Es gibt also immer wieder Leute die bei ihrer Recherche ganz tief eintauchen und Beiträge an die Öffentlichkeit bringen die es wirklich wert sind gesehen zu werden.

Wie siehst du die Chancen jener Filmemacher in der Peripherie, also den Landeshauptstädten, ihre Projekte bundesweit interessanter zu machen oder vielleicht damit sogar in Deutschland Fuß zu fassen.

Ich glaub dass es ziemlich wurscht ist, wo man ist. Was z.B. so ein Experiment wie Im Auto gezeigt hat ist, dass es in Graz zumindest 10 junge Filmemacher und Crews gibt, die alle etwas machen wollen und etwas machen können. Alle Episoden sind fertig geworden, haben einen Anfang und ein Ende und sie funktionieren alle - manche besser manche schlechter, aber es is keine dabei, der man Totalversagen nachsagen könnte. Diese Filmemacher gibt es also. Und der letzte Film bei dem ich mitgemacht habe ist Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott.  Produziert von einer Wiener Produktionsfirma, aber gedreht in Graz - das Buch ist von einem Grazer. Also ich denke nicht, dass wir uns in Graz darauf versteifen sollten z.B. unbedingt einen Kameraverleih haben zu müssen, oder einen Lichtverleih, oder große Produktionsfirmen usw. Das ist nicht notwendig. Es gibt in Wien arrivierte Produktionsfirmen, mit denen man schon auch zusammenarbeiten kann. Man muss nicht immer alles selbst machen. Man muss nur den Mut aufbringen, hingehen, sagen was man machen will und zeigen was man bereits gemacht hat. Einfach nur eifersüchtig zu sein riecht auch für mich a bisserl nach Minderwertigkeitskomplex.

Aber gibt es nicht gewisse Sprachbarrieren, die verhindern dass der österreichische Witz außerhalb eines gewissen Umkreises verständlich bleibt?

Ja, garantiert - Indien z.B. haben sie untertitelt. Man sollte ja auch in Österreich nicht ausschließlich Filme mit deutscher Filmsprache machen - wenn die Berlin Synchron irgendwelche Hollywood Filme synchronisiert, dann passiert das ja auch in einer Sprache die nirgends gesprochen wird - einer Kunstsprache. Jetzt könnte man sagen, dass das eh alles Schauspieler sind, und wenn die so synchronisieren können, dann könnten sie ja auch so spielen. Sollte möglich sein. Aber dass ein bisserl etwas von dem Österreichischen übrig bleibt, das seh ich schon auch so. Und dann geb ich dir recht, dann haben wir Sprachbarrieren. Andererseits - ich seh mir auch gerne Hollywood Filme im Original an. Da gibt es schon auch Filme mit schwerem Südstaaten Slang. Also das Problem herrscht dort ja genauso. Und wenn man als Beispiel Finding Nemo nimmt, dann sieht man dort auch, dass mit diesen sprachlichen Unterschieden gut herumgespielt werden kann. Und Österreich ist ja auch zu einem gewissen Grad ein Tourismusland. Und die meisten Touristen kommen zu uns aus Deutschland - und sie kommen ja nicht zuletzt wegen der uns zugesprochenen Gemütlichkeit und Spassigkeit - zwei Eigenschaften die ja auch über die Sprache transportiert werden.

Gernot Saiko
geboren 1971 in Graz
Aufnahmeleiter beim Österreichischen Film
Geschäftsführer Pink Pumpkin Filmproduktion

Filmographie:
EX
 ca. 150 Werbespots, u.A. für die AIDS Hilfe Wien, ausgezeichnet mit dem silbernen Löwen (Cannesrolle)

Fazit

Der dreiste kleine Kinomo

Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!