Die dreiste Glosse< Zurück 23.01.2010

Surrogates

Von Nick Gruber

Sind wir dazu bestimmt die Welt irgendwann durch Maschinen zu erfahren?
Wenn's nach Bruce Willis geht.
Sicher nicht.

In nicht allzu ferner Zukunft leben Menschen in körperlicher Isolation voneinander. Nur mit Hilfe von sogenannten "Surrogates" (wörtl. Übersetzung: Ersatzstoffe) werden noch zwischenmenschliche Beziehungen geführt. Ein Surrogate ist in diesem Fall ein Latex-Roboter mit enormen Mengen Make-up im Gesicht. Diese Maschinen werden über Gehirnwellen gesteuert und haben unsere Leben innerhalb weniger Jahre ordentlich auf den Kopf gestellt. Arbeit, Freizeit, Partyleben, Sexualverkehr - all das wird bereits maschinell erledigt. Verantwortlich für den Zirkus zeichnet sich der Wissenschaftler Canter (James Cromwell).

Aber es gibt auch andere Vorteile. Aufgrund der fehlenden Berührungspunkte zwischen Menschen liegt der letzte Mord nun schon mehrere Jahre zurück. Als aber dann doch wieder etwas passiert, betritt Polizei-Ermittler Tom Greer (Bruce Willis) die Showbühne. Natürlich auch als Surrogate.

Es kommt also einiges zusammen. Eine interessante Ausgangslage - der Zeitgeist wird getroffen. Dann werden namhafte Schauspieler engagiert. Spaß und Spannung steht nichts im Weg... Schwarzer Bildschirm, eine Stimme spricht:

"Schaut euch an. Steht von euren Stühlen auf und seht in den Spiegel. Was ihr seht ist wie Gott euch gemacht hat.
Wir sind nicht dazu bestimmt die Welt durch eine Maschine zu erfahren!".
(Anm: Dem Konsum dieses Kinofilms dienliche Maschinen (Kinoprojektoren, Flachbildschirme, etc.) sind von diesem Aufruf offenbar ausgenommen. )

Jedenfalls wird nicht lang gefacktelt. Hier ist die Moral der Geschichte. Und ihr erinnert euch am Schluss gefälligst daran. Die Technik ist des Teufels.

In ähnlich zärtlich geschmackvoller Manier wird der 90 Minuten lange Kriminalfilm dann von Regisseur Jonathan Mostow weitergetrieben. Seitenhandlungen gibt es keine. Die schlichte Geschichte wird nur von einigen Versuchen gebrochen, ein paar fad angelegte Charaktere zu vertiefen. Dazu gesellt sich eine zur Unruhe so gar nicht stimmige sterile Kameraführung, die dann in Kooperation mit den eigenartigen Retro-Sets erfolgreich ein solides Gefühl der visuellen Fadesse vermittelt.

Fazit und Erkenntnisse: Den Kids wird die Action fehlen, den Sci-Fi Fanaten die Inspiration. Krimifreunde vermissen dafür die Unvorhersehbarkeit der Story. James Cromwell durfte nach I-Robot wieder in einem Technokratie-Angst-Streifen mitspielen und wir wissen nun dass Bruce Willis mit Glatze alt und mit Kunsthaar künstlich wirkt.

Und was bleibt? Vielleicht sogar ein leichter Verlust. Denn ob die ausstehenden 42 Millionen $ Einspielergebnis bis zum Break-Even-Point noch geliefert werden können, bleibt abzuwarten. Immerhin kann sich aber Regisseur Jonathan Mostow nun nach Werken wie Terminator 3: Rise of the Machines oder U-571 noch einen weiteren Notstand ins heimische Regal stellen. Allzuviele Fremdregale werden den Film ja in Wahrheit nicht tragen müssen - außer vielleicht zu Beginn die Wühltische in den DVD-Ecken der Elektronikmärkte.

Der Name Mostow könnte also den meisten Kinobesuchern entweder sowieso völlig unbekannt bleiben oder zumindest einem erfolgreichen Verdrängungsvorgang zum Opfer fallen.

Trailer

Auf einen Blick

  • Jahr: 2009
  • Länge: 89 min
  • Regie: Jonathan Mostow
  • Drehbuch: John Brancato, Michael Ferris (Geschichte: Robert Venditti)
  • Darsteller: Bruce Willis, Radha Mitchell, Rosamund Pike, Boris Kodjoe, Jack Noseworthy, James Cromwell, Ving Rhames
  • Webseite

Fazit

Meine Wertung:

 

Der dreiste kleine Kinomo

Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!