Die dreiste Glosse< Zurück 01.11.2009

Capitalism - a love story

Von Nick Gruber

Michael Moore: "Lasst uns einen Film machen, der sicherstellt, dass wir nie wieder Geld für einen weiteren bekommen"

Also wie geht es den USA jetzt wirklich, wirtschaftlich? An den Börsen wird in die Luft gesprungen - zeitweise zumindest. Und warum? Weil wir jetzt nur noch 40% Plus brauchen um wieder genau dort zu sein, wo wir vor einem Jahr waren. Angesichts des keineswegs verbesserten Fundaments, schaut das verdächtig nach Zweckoptimismus aus. (Bei Zweifel genügt auch ein Blick auf den Nikkei Index, hier von 1980-2008 bzw. ein kurzes Nachfragen beim japanischen Broker Ihrer Wahl. Mein Tipp: bei der Auswahl am Besten auf stressbedingten Haarausfall achten!)

In Illinois, da erzählt ein alter Farmer, dass er immerhin noch 30 Tage Zeit hat, das Familien-Gehöft mitsamt seiner Frau zu räumen. Erschwerend kommt hinzu, dass er eigentlich nicht weiß, wo er hin soll - ist also wohl auch eine Form von Zweckoptimismus. Und natürlich sind die Exekutoren früher als vereinbart aufgetaucht...

Was Moore schön herausarbeitet, ist die ärgerliche Ausweglosigkeit der Situation.... Auf ideologischer Ebene. Denn neben der Wirtschaft schlittern schließlich auch allgemeingültige Ideen den Bach hinunter. Die Favoriten? Erstens, dass wir aus einem Marktsystem irgendwie Reichtum für alle rausquetschen können. Und zweitens, dass wir diesen Markt offenbar auch nicht regulieren können, wenn die Füchse den Hühnerstall bewachen dürfen - also ehemalige Goldman Sachs Chefs das amerikanische Finanzministerium führen, wie im Fall von Henry Paulson.

Alles Grund genug auch mal das Profitmotiv ordentlich zu hinterfragen - da ist z.B. vom Unternehmen die Rede, die Lebensversicherungen für ihre Mitarbeiter abschließen und dann mit einem Anreiz dastehen, sie möglichst früh sterben zu sehen. Eine private Jugendstrafanstalt in Pennsylvania hat Richter Ciavarella 2,5mio $ zugeschossen, der dann auch seine nächsten 6500 straffällig gewordenen Kids dorthin geschickt hat.

Nun wird die Finanzkrise von den großen Medien bereits zwar in "1-Jahr-seit" Gedenkfeierlichkeiten exhumiert und für Geschichte erklärt, da passt es umso mehr, dass Zyniker Michael Moore mit einem Anti-Kapitalismus Reisser daherkommt, in dem er am Schluss auch noch ganz konkret die großen New Yorker Banken in "Crime-Scene" Absperrbänder einwickelt. Ja wer wagt...

Aber in Wahrheit ist das auch gar nicht so zynisch. Zynisch sind 0,5% Zinsen anbieten und dann noch Weltspartag feiern lassen...