Review< Zurück 21.06.2011

Pirates of the Caribbean - On Stranger Tides: Es kann nur einen geben. Nein, zwei. Äh, vier.

Von Max Werschitz

Jack Sparrow, der inzwischen wohl bekannteste fiktive Pirat der Filmgeschichte, stürzt sich für Disney ein viertes Mal kajalstrotzend ins Abenteuer. Als Gegenspieler bekommt er dabei erstmals einen auf einer historischen Figur basierenden Freibeuter vor den Bug gesetzt: Edward Teach alias Blackbeard, samt Flaschenschiffen und Vodoopuppe.

Es kann nur einen Jack Sparrow (souverän: Johnny Depp) geben – oder vielleicht doch nicht? Nachdem unser verfilzter Lieblingspirat todesmutig in London auftaucht um Joshamee Gibbs (solide: Kevin McNally) vor dem Strick zu retten steht er in einer finsteren Spelunke plötzlich seinem ebenso verfilzten Ebenbild gegenüber. Angelica (süß: Penélope Cruz) hat seinen Namen missbraucht um eine Mannschaft für ein Schiff anzuheuern – dass die beiden eine gemeinsame Vergangenheit haben ist ihr da wohl nur gelegen gekommen, und das Lügen und Betrügen hatte sie dabei ohnehin aus erster Hand von ihm gelernt. Eine für Jack besonders dreiste Behauptung, dass sie die Tochter des berüchtigten Piraten Blackbeard (superb: Ian McShane) sei, stellt sich dann jedoch als Tatsache heraus, und ruckzuck findet Captain Sparrow sich auf dessen Schiff, der Queen Anne's Revenge, wieder – auf der Suche nach der sagenumwobenen Quelle der Ewigen Jugend. Dieser jagt scheinbar auch der gute alte Barbossa (sicher: Geoffrey Rush) nach, der inzwischen im Dienste des englischen Königs steht und mit Blackbeard noch ein Holzbeinchen, äh, Hühnchen, zu rupfen hat. Und schließlich mischen sich vor und beim Showdown dann noch ein paar blutrünstige Meerjungfrauen (sexy: Astrid Berges-Frisbey) und religionsbesessene Spanier ein.

Das wahre Abenteuer ist im Kopf, aber dessen Klone sind im Kino

Pirates of the Caribbean 4Es kann nur einen Jack Sparrow geben. Aber Pirates of the Caribbean-Filme? Zuerst nur einen, dann eine Trilogie, jetzt Nummer 4 als Nachschlag, und das Drehbuch des fünften ist angeblich auch bereits fertig. Johnny Depp, der dieses Mal übrigens rund 55 Millionen Dollar Gage bekommen hat, scheint es zu gefallen. Tja, aller guten Dinge sind… eben so viele wie sie die Leute im Kino sehen wollen.

Und wo wir schon bei Zahlen sind, genau diese geben den Produzenten der Pirates of the Caribbean-Serie recht. Inzwischen hat On Stranger Tides, dessen Handlung übrigens teilweise auf einem preisgekrönten historischen Fantasyroman von Tom Powers (1987) basiert, weltweit fast eine Milliarde Dollar eingespielt, um nicht zu sagen -gespült. An der Qualität des Films kann das freilich nicht liegen: er ist zwar gottseidank kein so aufgeblasener gordischer Storyknoten wie Teil 2 und 3, aber wieder mal eine Spur zu lang und witzlos, und im Endeffekt nicht mehr als einfach nur ein mittelmäßiger Abenteuerfilm von der Stange. Man tausche ein paar Jahreszahlen, Johnny Depp gegen Harrison Ford und die Piraten gegen Nazis und schon hat man einen passablen Indiana Jones (hoppla, haben die ja eh schon gemacht: Indiana Jones 3, man erinnere sich: ewiges Leben durch Wassertrinken aus dem Gralskelch, das Kind das den Vater retten will, und am Ende wird alles zerstört weil die Menschen nicht reif sind für diese Art von Macht…). OK, dann eben Depp gegen Brendan Fraser, und schickt den wieder mal auf Mumienjagd.

Pirates of the Caribbean 4, und ich wage zu behaupten jeder zukünftige weitere Teil, ist letztendlich ein Sonntagnachmittagsnebenbeifilm der ohne die erstaunlicherweise immer noch nicht abgenudelte schauspielerische Herangehensweise Johnny Depps wie einst das Boot seines alter egos untergehen würde. Oder, um präziser zu sein, ohne die Marke Johnny Depp und die Marke Pirates of the Caribbean – die magnetische Macht der mittelmäßigen Gewohnheit scheint die Leute immer noch am effizientesten ins Kino zu locken.

Trailer

Auf einen Blick

  • Jahr: 2011
  • Länge: 137 min
  • Regie: Rob Marshall
  • Drehbuch: Terry Rossio, Ted Elliott
  • Darsteller: Johnny Depp, Penélope Cruz, Ian McShane, Geoffrey Rush
  • Webseite

Fazit

Meine Wertung:

 

Der dreiste kleine Kinomo

Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!