Feature-Mo< Zurück 03.10.2010

Die unabsichtliche Entführung der Elfriede Ott

Von Nick Gruber

Uiui. Der Generationenwechsel im österreichischen Film- und Theaterkulturbetrieb ist endlich verfilmt. Und lustig noch dazu. Wir haben ein fast ganz ernst zu nehmendes Interview mit Michael Ostrowski geführt.

Horst (Andreas Kiendl) und Toni (Michael Ostrowski) haben es sich ziemlich kompliziert gerichtet. Damit die 250 Euro hohe Pension der bereits verstorbenen Omi auch weiterhin für Grundrauschen am Konto sorgen kann, wird der nächstbeste Pflegefall aus dem Krankenhaus entführt. Eh nicht lang. Gerade lange genug, damit der Bezirksvorsteher für Lend der alten Dame zum 95er gratulieren kann. Alle freuen sich und in die Zeitung kommt man damit ja auch.

Doch mangelndes Interesse für österreichs Kulturlandschaft macht die Angelegenheit für die beiden noch um so problematischer. Denn wer da durch Ketamin sediert im Schlafzimmer liegt, ist niemand geringerer als die renommierte Kammerschauspielerin Elfriede Ott.
85jährig spielt sie in ihrer ersten Kinorolle gleich mal sich selbst. Regie führte Andreas Prochaska (In drei Tagen bist du tot).

"Ich habe alle Stunts selber gedreht!"

Wir haben unser schamloses Naheverhältnis zu Michael Ostrowski (Actor/Autor) gleich genutzt, um harte Fragen zu stellen:

Kinomo: Die unabsichtliche Enführung der Elfriede Ott ist ein sehr aufwühlender und sportlich hektischer Film.
Würdest du sagen, dass die Leistungen zu großem Teil auf das Material zurückzuführen sind?

M.O.:Kommt drauf an, was du unter 'Material' verstehst. Ich denke da ans Menschenmaterial, also die Schauspieler und Techniker, und die waren alle hervorragend, um nicht zu sagen: gar nicht so schlecht.

Wie hast du dich körperlich auf die Rolle vorbereitet?
Hast du alle Stunts selbst gedreht?

Ich habe es mir nicht nehmen lassen - wie Dumpf Cruise - alle Stunts selber zu drehen. Ich bin die Stretch-Limo selber gefahren, habe das Damenfahrrad selbst zerstört, viele Mülltonnen und eine Dachrinne. Ganz zu schweigen vom Mini-Auto, das ich zerlegt hab. Und ich bin vom Rücken der Frau Ott mehrmals auf den nicht schön zusammengeräumten Wohnzimmerboden gefallen. Ich war so in Fahrt, dass ich einen Moment lang überlegt habe zu Scientology zu gehen, bis mir eingefallen ist, dass das gar keine gute Idee ist, weil ich dann möglicherweise genauso dumpf werde wie der Cruise.

Nochmal zurück zum Material. Wie war das Ketamin und wie stehst du zu Dopingkontrollen im Spitzenfilm?

Aah, jetzt weiß ich, was du mit Material gemeint hast. Ja, das war durchwegs gut. Es gab halt sehr sehr strenge Kontrollen vor und nach dem Dreh, die einzige, die nicht gecheckt wurde war die Frau Ott - und du siehst eh, was passiert is. Sie hat das ganze Ketamin gekriegt und der Rest ist Geschichte...

Allgemeine Frage an Michael Ostrowski, den Drehbuchautor beim Schauspielen.
Interpretierst du dich selbst immer richtig, oder gibts die Momente wo du dich auch mal länger zur Seite holst.

Der Drehbuchautor klärt die schwierigen Passagen mit dem Schauspieler immer schon vor Drehbeginn, damit's keine langen Wartezeiten gibt am Set. In gewisser Weise spiele ich das Buch ja beim Schreiben schon im Kopf durch und red auch laut mit teilweise (was mir schon einige Polizeieinsätze eingebracht hat, weil die Nachbarn geglaubt haben, ich hab wen in der Wohnung entführt und versteckt).

Ich persönlich glaube ja, dass die nominell hohe Lebenserwartung in den Industrienationen hauptsächlich auf Pensionsbetrug von verarmten Enkeln zurückzuführen ist. Zehntausende über 100jährige in Tokio alleine.
Wie siehst du das? Und wie gehts deiner Ur-Großmutter?

Ich möchte hier auf Anraten meines Anwalts überhaupt keine Stellung beziehen. Danke für das "satirische Gespräch", die Trademarks "Ott" und "Cruise" sind geschützt und alle Charaktere und Fakten sind fiktional und daher nicht klagbar. Gehen Sie ins Kino und nehmen Sie Ihre Oma mit. Oder Uroma. Oder Ururoma. Oder Urururoma. Oder Ururururoma. Oder Captain Uhura. Es lebe der Generationenvertrag!

Wir bedanken uns für das Gespräch.

Trailer

Auf einen Blick

  • Jahr: 2010
  • Länge: 100 min
  • Regie: Andreas Prochaska
  • Drehbuch: Michael Ostrowski, Alfred Schwarzenberger, Uwe Lubrich | Mitarbeit: Andreas Prochaska
  • Darsteller: Andreas Kiendl, Michael Ostrowski, Elfriede Ott
  • Webseite

Fazit

Meine Wertung:

 

Der dreiste kleine Kinomo

Filme gehören besprochen. Kinomo! Du fängst an!